Heinz Weifenbach ist der schillerndste Funktionär der Eishockeygeschichte im Sauerland.
Heinz Weifenbach hatte sich im Frühjahr 1981 bereit erklärt, den Vorsitz des ECD-Nachwuchses gegen die Führungsrolle im Seniorenverein einzutauschen. Der Bauunternehmer drückte dem Klub vom ersten Tag seiner Regentschaft an den Stempel auf. Schon bald ging nichts mehr ohne ihn. An Heinz Weifenbach schieden sich aber auch häufig die Geister . Einerseits ein gewiefter Baulöwe , der es verstand hochkarätige Eishockeycracks ins Sauerland zu locken , immer ein offenes Ohr für die Fans hatte und für viele dieser Kultstatus erreichte .
Andererseits war Weifenbach ein Eishockeybesessener , der seinen Club durch Schwarzgeldzahlungen an der Steuer vorbei am Leben hielt. Sein Deal mit dem Lybischen Revolutionsführer Gaddhafi sorgte auch in der Politik für erhebliches Aufsehen und ist bei vielen auch heute noch nicht vergessen.
Bei den langjährigen Eishockeyfans ist Weifenbach auch heute immer noch beliebt . Heute trifft man ihn in der Eissporthalle am Seilersee nur noch sehr selten. Beim Jubiläumsturnier „40 Jahre Eishockey im Sauerland“ ließ sich Weifenbach dann auch nach jahrelanger Abstinenz auf dem Eis blicken. Die Sprechchöre „Heinz aufs Eis“ und „Wir wollen den Dicken“ ließen „Big Heinz“ nicht kalt. Der langjährige Vorsitzende des ECD ließ sich nicht lange bitten und nahm sein Bad in der Menge.
Der folgende Auszug aus dem Buch „Die Droge Eishockey“ von Günther Klein spiegelt sehr gut das Handeln , Auftreten und Ansehen Weifenbachs wieder.
Heinz aufs Eis Weifenbach
Im Dezember 1987 hatte das Thema Eishockey endlich, was es wollte: die ganz große Schlagzeile. Es war Tagesthema, auf Seite eins, überall. Bundesligist ECD Iserlohn und sein neuer Sponsor: Muammar al Ghaddafi, lybischer Revolutionsführer und stets im Ruch steckend, einer der Drahtzieher im internationalen Terrorismus zu sein. 1,5 Millionen Mark sollte Ghaddafi pro Saison bezahlen. Iserlohner Gegenleistung: Trikotwerbung für ?Das Grüne Buch?, in dem von Ghaddafi und dem ?Weltzentrum für Studien und Verbreitung des Grünen Buchs? die islamische Sicht der Dinge vermittelt wird (und das kurioserweise in den ersten Kapiteln jegliche Form von Leistungssport gleich mal als Teufelswerk verurteilt).
Was war geschehen? Dem ECD Iserlohn ging es schlecht, das Finanzamt saß dem Klub im Nacken. Im September 1986 war die erste Nachforderung gestellt worden, über exakt 399.373,08 Mark. Der Betrag setzte sich zusammen aus der nicht gezahlten Umsatzsteuer der Jahre 1978 bis 80 (110.451,57), nicht entrichteter Lohnsteuer von 1980 bis 82 (140.061,18), nicht abgeführter Kirchensteuer (8612,56) und Säumniszuschlägen. Am 23. November 1987 betrugen die Forderungen des Finanzamts bereits 5.813.720,65 Mark. Es folgten: Konkursantrag, Einsetzung eines Sequesters (Konkursverwalters).
Der Eishockey-Junkie Heinz Weifenbach, Vorsitzender des Clubs, wollte indes nicht aufgeben, seine Mannschaft war schließlich wettbewerbsfähig. Heinz Meyer, ehemaliger CDU-Bürgermeister der Nachbargemeinde Hemer, ein Mann mit besten Lybien-Kontakten, fädelte den Ghaddafi-Deal ein. Und er war kein PR-Gag, sondern von ernsthafter Natur. ?Es lag tatsächlich ein erster Zahlungsnachweis über 500.000 Dollar seitens der Bank of Arabia vor?, bestätigt der vom Deutschen-Eishockey-Bund als Sachverständiger eingesetzte Neu-Ulmer Wirtschaftsprüfer Herwig Lödl. Doch nur am 4. Dezember 1987 im Heimspiel gegen Rosenheim traten die Iserlohner als Littfasssäulen für Ghaddafis Grünes Buch auf, zwei Tage später gastierten sie in Frankfurt und beugten sich dem druck von allen seiten (besonders des DEB, dessen Präsident Otto Wanner ein Jadgfreund des CSU-Innenministers Friedrich Zimmermann war), sie trugen die alten Trikots. Es war das letzte Bundesliga-Spiel des ECD Iserlohn.
Doch für Weifenbach war das Thema noch nicht erledigt. Er klagte gegen den Konkursverwalter wegen Parteiverrats, und er karrte 30 deutsche Journalisten am 8. Januar 1988 in einer Boeing 727 der Lybian Arab Airlines nach Tripolis. Muammar al Ghaddafi empfing die Delegation aus dem sauerland in seinem Beduinenzelt. Wem er damals finanziell unter die Arme greifen wollte, das wusste Ghaddafi übrigens nicht. Der Iserlohner Journalist Hanno Kroos stand damals ganz nahe beim Revolutionsführer, als dieser für Heinz Weifenbach ein Exemplar des grünen Buches signierte: ?And what?s the name of your tennis club?? Von Eishockey hatte Ghaddafi sicher noch nichts gehört in seinem bewegten Leben.
Dass die Lybien-Connection letztlich nicht half, den ECD Iserlohn in der höchsten Liga zu halten, stoppte ?Big Heinz?, so der Spitzname des fülligen Bauunternehmers Weifenbach, jedoch nicht in seinem Bestreben, den Nachfolgeclub mit Namen ECD Sauerland Iserlohn umgehend wieder in den Spielbetrieb zu integrieren. Nur eben zwei Klassen tiefer, in der Oberliga Nord, zu Beginn der Saison 1988/89. Der DEB wollte das verhindern (schon allein aufgrund der Männerfreundschaft Wanner/Zimmermann), doch Weifenbach setzte sich vor dem Schiedsgericht des Verbandes durch. Das räumte im August ?88 bei der Verhandlung im Starnberger Hotel ?Am See? den Iserlohnern die Spielgenehmigung ein.
Dabei erwies sich Weifenbach erneut als Paragraphen-Fuchs. Schon den Vollstreckungsbeamten des Finanzamtes, die er ?Panzerknacker? nannte, hatte er manches Schnippchen geschlagen, indem er seinen gejagten ECD in diverse Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GBR) aufsplittete, zuständig für Veranstaltungsservice, Büroservice, Werbung, Inventarleasing, und in eine Spieleragentur. Auch als es um die Überführung des alten in den neuen Klub ging, trickste Weifenbach seine Verfolger aus. Die DEB-Satzung ließ ihm nur eine Möglichkeit: Er musste 90% des zuletzt vorhandenen Bestandes aller Mannschaften im Klub (es ging dabei vorwiegend um den Nachwuchs) vom ECD Iserlohn in den ECD Sauerland übernehmen ? aber das half nur, wenn er auch den Nachweis erbringen konnte, dass es sich bei dem alten ECD um einen Gemischt-Verein gehandelt hätte, mit mehr als Eishockey im Angebot. Nun, es war hinreichend bekannt, dass die Iserlohner weder Eiskunstlauf noch Eisstockschießen oder dergleichen im Programm führten, oder? Wieder zog Weifenbach einen Trumpf. Der ECD Iserlohn habe auch eine Kegelabteilung geführt, erläuterte er. Gegenfrage: Und wo wurde gekegelt? Weifenbach: In einer Anlage am Timmendorfer Strand (an der Ostsee, mehr als einen Katzensprung entfernt von Iserlohn). Das Gericht erkundigte sich: Wer betreibt die Anlage? Weifenbach: Die ?Gutholz Gmbh?. Geschäftsführer: Heinz Weifenbach.
Diese Kröte musste das Eishockey schlucken: Heinz Weifenbach blieb ihm erhalten. Vorerst. Wegen diverser Tricksereien, vor allem, was Steuerfragen anging, musste Weifenbach, der zeitweise über ein Imperium von 30 Firmen herrschte, doch noch in den Knast. Dort nahm der ?Dicke? 30 Kilo ab und verlor mit den Pfunden auch die Lust am Eishockey.
Weifenbach war kein kriminelles Monster. Nie hat er sein Eishockey-Engagement auf persönliche Bereicherung ausgerichtet. Er wollte das Eishockey in Iserlohn einfach nur am Leben erhalten. Ein Mann im steten Zwiespalt: Er brachte es nicht übers Herz, Leuten, die vor der ausverkauften Halle standen, den Zutritt zu verweigern. Also ließ er sie rein, die Ordner kassierten am Eingang schwarz (und so waren statt der erlaubten 4500 Besucher oft 9000 in der Eishalle am Seilersee). Ehemalige Spieler sprechen mit Hochachtung von Weifenbach. Zwar brachte er mit seinen Schwarzzahlungen auch das Personal in die Bredouille, doch den Spielern blieb kein Wunsch unerfüllt. Legende waren die Vertragsverhandlungen mit möglichen Neuzugängen des ECD, dazu lud Heinz Weifenbach ins Bordell.
In Iserlohn haben längst andere Leute das Sagen, seriöse. Doch das heißt nicht, dass man von Weifenbach schlecht reden würde. Heute noch erzählt man sich Anekdoten über ihn. Wie diese, als er mit dem Schaufelbagger vor dem Haus eines Nebenbuhlers vorfuhr und seine Freundin vor die Wahl stellte: ?Entweder du kommst raus oder der Bagger rein.?
Quelle: „Die Droge Eishockey“ von Günther Klein